BUND Kreisgruppe Uelzen

Heckenfrevel mit öffentlichen Geldern

20. Februar 2023

HeckenPFLEGE mit der Dampfwalze

Feldheckenschnitt und Karneval, wie passen diese, so anscheinend gegensätzlichen Wörter zusammen? Ganz einfach, die Jecken sind los!

Wer sich in der Natur im Landkreis augenblicklich die „Pflegemaßnahmen" anschaut, kann nur sagen, hier war eine Jecke am Werk! Nach dem Motto „quadratisch, praktisch, gut“ werden Feldhecken in der Flur mit Werkzeugen maltretiert, die Astspitzen und Zweige zerfleddern, Haupttriebe spalten, Rinden abschälen und die Natur in eine Form bringen, die widernatürlich geometrisch ist.

Nicht falsch verstehen, Heckenpflege und –schnitt müssen sein, aber fachlich sauber und die Hecke funktionell erhaltend, so wie es sogar die Heckenbroschüre für den Landkreis Uelzen beschreibt. Hecken haben ökologisch als Lebensraum in einem eigenen Biotop für Tiere und Pflanzen einen herausragendn Wert für die Artenvielfalt; sie bieten der Landwirtschaft Erosionsschutz und beeinflussen das Kleinklima.

Doch was ist zu sehen? Sie werden trotz ihrer hohen ökologischen Bedeutung nicht angemessen gepflegt. Selbst die Broschüre urteilt, dass „nicht in jedem Fall sachgerecht und naturverträglich" vorgegangen wird. Dazu beschreibt die Broschüre unter dem Stichwort „fachgerechte Pflege“, dass „die Maßnahmen so schonend wie möglich in der Zeit v. 1. Okt. bis 28. Feb. durchzuführen seien". Lt. Landkreis ist dazu „ein sauberer Schnitt mit scharfen Messern und Sägen notwendig, damit ein Einreißen, Quetschen, Aufsplittern der Äste vermieden wird".

Ebenso wird betont, dass „Feldhecken keine Formhecken seien. Das jährliche Schneiden auf z. B. einheitliche Höhen- und / oder Seitenränder bedeutet für die Natur eine erhebliche Beeinträchtigung". Hinzu kommt, dass nach erfolgtem Rückschnitt die Gehölze mehrere Jahre frei wachsen sollten. Die Breite der Wegeseitenräume müssten für die Entwicklung der Hecke genügend Platz bieten“.

Doch wie sieht die Realität aus? Machen Sie bei Ihren Fahrten durch den Landkreis die Augen auf und schauen Sie sich die Hecken an. In der Pflegepraxis für Hecken finden Geräte und Techniken Anwendung, die für Gehölzrückschnitte zur Verjüngung nicht geeignet sind.
Dazu gehören hydraulisch angetriebene Schlegler/ Mulchköpfe, mit denen die Gehölze nicht geschnitten, sondern abgeschlagen werden. Gehölze werden dabei zerfetzt und platzen oft bis zum Wurzelhals der Äste auf. Es entsteht keine glatte Schnittfläche, die die Gehölze noch zum Schutz überwallen könnten. In der Folge können Bestände (unter anderem durch Pilzinfektionen) absterben oder durch unvollständige Verwachsungen bereits im mittleren Alter instabil werden.

Genauso ungeeignet sind maschinelle Rückschnitte mit Vorrichtungen, bei denen Greifarme die Gehölze mit hohem Druck umfassen, wodurch die Stämme aufplatzen und stark geschädigt werden. Verschärft wird das Problem beim Rückschnitt mit der Baumschere, bei dem sowohl durch das mechanische Greifen als auch durch den Schneidevorgang die Gehölze mit so hohem Druck zusammengepresst werden, dass sich die tief aufgeplatzten Stämme nicht mehr erholen können.

Zu sehen sind diese Probleme schon seit Jahren und daran haben offensichtlich Pflegehinweise nichts geändert. Das hat dazu geführt, dass sich am Samstag, dem 18.2.2023, Vertreter der Naturschutzverbände BUND, NABU und Bürger der Gemeinde Altenmedingen zu einem Ortstermin in der Masch zwischen Secklendorf und Haaßel getroffen haben.

Von Pflege kann an diesem Ortsverbindungsweg nicht die Rede sein. Was hier zu sehen ist, gleicht einer gedankenlosen Vergewaltigung der Natur mit brachialen Mitteln.
Die Gemeinde Altenmedingen hat als Auftraggeber einen zerstörerischen Heckenschnitt zu verantworten, der deutlich zeigt, dass die Pflegehinweise der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) hier auf besonders taube Ohren gestoßen ist.
Gute fachliche Praxis, die immer herhalten muss, wenn es keine genauen Festlegungen gibt, konnten alle Beteiligten in dem vorgenommenen Heckenschnitt nicht erkennen.

"Wir fordern angesichts des Heckenmassakers nunmehr Pflegemaßnahmen ein, die die Natur schützt und sie nicht zerstört!", meint Klaus Himme vom BUND und appelliert damit an die UNB, endlich einmal die Einhaltung ihrer Pflegebroschüre durch geeignetes Einschreiten sicher zu stellen.

Auch die Tatsache, dass zwei gesunde Eichenbäume im Zuge der Maßnahme gefällt worden sind, obwohl es dafür keinen Grund gegeben hat, außer dass sie eventuell überbreiten landwirtschaftlichen Maschinen im Wege waren, empörte den NABU-Vertreter Fritz Kaune.
Selbst wenn inzwischen die eingeschaltete UNB hierfür Ersatzmaßnahmen angeordnet hatte, konnte Kaune diese Handlung spotan nur mit dem Humoristen Eugen Roth kommentieren: „Zu fällen einen schönen Baum, braucht's eine Viertelstunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenkt es, ein Jahrhundert".

Zusammen war man sich einig, dass hier auf Veranlassung der Gemeinde Altenmedingen unter Umständen ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz vorliegt. Beide Vertreter der Naturschutzverbände fordern die UNB zu einer Überprüfung der Maßnahme in Hinblick auf die einschlägigen Gesetze und die selbst von der Behörde ausgegebenen Empfehlung auf. In Kommentaren zu den Gesetzen wird sich immer „auf gute fachliche Praxis" berufen, aber nirgendwo ist eine Festlegung dazu zu finden und so bleibt eben bei der Beurteilung einer Maßnahme vieles in der Schwebe und hält einige Hintertüren offen.

BUND- und NABU-Vertreter wollen sich weiterhin an die Landes- und Bundespolitik wenden, um die Unschärfen, die in den diversen Gesetzen existieren, aufzuheben, damit eine Zerstörung und /oder massive Beeintächtigung von Hecken zukünftig gestoppt wird.

(Text: Fritz Kaune (NABU), verantwortlich im Sinne des Presserechts)

Noch kurz vor Beginn der Schonzeit für Hecken und Gehölze, denn nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG § 39 Abs. 1 Nr. 2) ist es verboten, Hecken in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden oder auf den Stock zu setzen, finden vielerorts im Landkreis Uelzen unsachgemäße Hecken- und Gehölzschnitte statt - man darf von Verstümmelungen sprechen, wie Sie auf der folgenden Bilderstrecke sehen können.

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