BUND Kreisgruppe Uelzen

Alte Obstsorten retten - es geht wieder los

26. Januar 2023

Klaus Himme bietet Veredelungsparties vom 5. bis 7. April an

Ein alter Apfelbaum - ein Veredelungskandidat  (Klaus Himme / Klaus Himme)

Wer kennt sie nicht, zumindest dem Namen nach: Uelzener Rambour, Celler Dickstiel, Uelzener Kalvill, Goldparmäne und andere. Diese und andere Sorten zu retten hat sich der BUND zur Aufgabe gemacht.
Geht doch ganz einfach: Wir nehmen einen Apfelkern, pflanzen ihn ein und schon wächst ein neuer Baum unserer geliebten Sorte? Denkste! Äpfel machen es spannend. Pflanze ich die Kerne eines Baumes ein, so entsteht zwar wieder ein Apfelbaum, meist nur nicht die ursprüngliche Sorte.
Es gibt aber einen Trick: Triebspitzen des zu veredelnden Apfelbaumes werden auf sogenannte Unterlagen gesetzt und ich erhalte wieder meinen Lieblingsapfel.

… und so geht es:
Während der Vegetationsruhe (Dezember – Januar) werden ca. 30 cm lange, 3-5 mm dicke einjährige Triebspitzen abgeschnitten, z.B. mit etwas feuchtem Moos oder einem feuchten Stück Küchenrolle in eine Gefriertüte gesteckt und kühl gelagert (Keller, Garage, der Kühlschrank ist meistens zu warm).
Als Unterlage können Wildlinge verwendet werden. Baumschulen stellen aber genormte Unterlagen mit bestimmten Eignungen hinsichtlich Wuchsgröße und Bodenbeschaffenheit zur Verfügung.

Das Kopulieren
Die einfachste Methode ist das Kopulieren. Hier werden das Edelreis (mit 3-4 Knospen und die Unterlage (um die 30 cm lang) jeweils schräg angeschnitten, so dass jeweils eine Zunge von 3-6 cm entsteht (Länge der Zunge 4-8x so lang, wie die Reiser dick sind). Wichtig ist, dass die Schnittstellen die gleiche Größe ha-ben und die Teile mit der Rinde aufeinanderpassen. Das Wachstum geschieht über die Rinde und nicht übers Holz. Außerdem sollte sich auf den Zungen jeweils eine gegenüberliegende Knospe befinden, denn darin sitzt das stärkere Wachstum.
Die Teile werden zusammengehalten und praktischerweise mit einem Silikonband (Baumschule) umwickelt. Dieses Band löst sich im Laufe der Zeit durch UV-Einstrahlung auf.

Das Einpflanzen
Die kleinen Bäumchen werden in einen Topf (5-6 Liter) mit einer Mischung aus Kompost und durchgesiebter Erde gepflanzt. Das Auspflanzen erfolgt im Herbst oder nach Überwinterung an etwas geschützter Stelle im Frühjahr.

Hat es geklappt?
Wenn die Bäumchen oberhalb der Veredelungsstelle austreiben war die Aktion erfolgreich.

… und dann kommt die Schule
Es heißt nicht umsonst „Baumschule“. Die jungen Bäume müssen „geschult“ werden. Wie groß so ein Baum wird, hängt außer von der Unterlage vom Baumschnitt ab. Durch jährliches Wegschneiden der unteren Seitenäste beeinflussen wir die Stammhöhe und durch gezieltes Schneiden der Kronenäste animieren wir den Baum zum weiterem Kronenwachstum. Ein Baum, den wir in der Baumschule kaufen hat immer mehrere Jahre Schulung hinter sich. Die von uns verwendeten Unterlagen (meist Typ MM111) sind für Büsche (Stammhöhe bis zur ersten Verzweigung 40-60cm, Kronendurchmesser 3,5–4m) oder auch Halbstämme (Stammhöhe bis 60-80 cm, Krone bis 5m) geeignet.

… und was kostet die Veredelung durch bzw. mit dem BUND?
Der BUND ist ein gemeinnütziger Verein und lebt von der ehrenamtlichen Arbeit und den Beiträgen der Mitglieder, sowie von Spenden. Die Materialkosten liegen bei etwa 5€ pro Baum. Wenn Sie mögen, zeigen Sie sich im Erfolgsfall erkenntlich mit einem Beitrag auf unser Spendenkonto IBAN DE55 2585 0110 0000 0034 42.

Rückfragen?
Für Rückfragen erreichen Sie uns unter mail@bund-uelzen.de oder direkt telefonisch bei unserem Mitglied
Klaus Himme unter 0163 61 64 386

Literatur:
Peter Klock , Veredeln, blv Buchverlag, ISBN 978-3-8354-0884-5, 14,95€.
Hier werden auch weitere Veredelungsarten und die Veredlung anderer Gewächse beschrieben.
Bezugsquelle für Veredelungsbedarf u.a.:
Eggert Baumschulen, www.eggert-baumschulen.de
BUND Kreisgruppe Uelzen, Auf dem Damm 9, 29559 Wrestedt, V.i.S.d.P.:
Klaus Himme, www.bund-uelzen.de, mail@bund-uelzen.de, 0163 61 64 386

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